Kluge Vögel – der Zweiteiler von Heinz von Matthey, Volker Arzt und Immanuel Birmelin
Do., 10. Juni 14.15 Uhr, hr Kluge Vögel – Teil 1 – Die Werkzeugmacher
Fr., 11.Juni 14.15 Uhr, hr Kluge Vögel – Teil 2 – Die Kopfarbeiter
Informationen zum Film:
Vögel sind – grob betrachtet – Abkömmlinge der Dinosaurier. Als wollten sie ihrem Stammbaum Ehre machen, beherrschen sie nicht nur den Luftraum. Pinguine machen im Schwimmen und Tauchen den Fischen und Säugetieren Konkurrenz. Die Straußenvögel dagegen haben das Land als Lebensraum erobert und sind zu „Rennern der Steppe“ geworden. Doch damit nicht genug: Immer mehr stellt sich heraus, dass die Vögel nicht nur Anpassungskünstler sind sondern auch über ein hohes Maß an Intelligenz verfügen. Manche Forscher rechnen sie sogar zu den klügsten Tieren auf diesem Planeten.
Bild 1: Ein Kea spielt mit der Brille von Volker Arzt. Fotos ©Matthey Film
Raben- und Papageienvögel verstehen Sprachen
Das Gehirn vieler Vogelarten ist nicht größer als eine Nuss, und dennoch sind ihre geistigen Fähigkeiten mit denen von Schimpansen oder Walen vergleichbar – zum großen Erstaunen der Biologen. Vor allem Raben- und Papageienvögel verblüffen durch ihr Sprachverständnis, ihren überlegten Einsatz von Technik oder ihre raffinierten Tricks im Umgang mit Artgenossen.
Doch auch die sogenannte technische Intelligenz, die zum Herstellen oder zum Verstehen von Werkzeugen gebraucht wird, ist bei manchen Vögeln gut ausgeprägt. Schier unglaublich sind Beobachtungen aus den Regenwäldern Neukaledoniens. Im fernen Neuseeland praktizieren Menschen und Keas eine Art respektvoller Koexistenz. Die Bergpapageien sind berüchtigt für ihre Neugier und ihren „Forscherdrang“: Sie untersuchen, was die Welt zusammenhält – und wie man sie am besten auseinander nimmt. Sie prüfen die Standfestigkeit von Bierflaschen, demontieren Dachträger, zerlegen Skistiefel. Sind sie nur geschickt und geduldig, oder besitzen Keas tatsächlich ein Verständnis für Technik und Alltagsphysik?
Bild 2: drei Wochen alte Kea Küken
Arbeit = Kraft x Weg – auch für den Bergpapagei
Wissenschaftler an der Universität Wien erhielten eine überraschende Antwort, als sie ihre handaufgezogenen Keas mit Seilen, Hebeln und Gewichten hantieren ließen. Die Papageienvögel lieferten überzeugende Beweise für die Beherrschung technischer und physikalischer Grundregeln. Unter den einheimischen Vögeln gelten Raben als besonders intelligent – was nicht unbedingt ihre Reputation erhöht. Die Rabenkrähe Konrad in Freiburg im Breisgau ist als Bürgerschreck verschrien: Sie nestelt die Rucksäcke der Studenten auf und durchsucht sie nach Müsliriegel; sie entwendet Parkmünzen und beseitigt Strafzettel. Doch Konrads Geschicklichkeit wird bei weitem übertroffen von seinen Verwandten am anderen Ende der Welt. Bild 3: ein Kea wird erforscht
Keas sind Technik-Genies
Die Keas im fernen Neukaledonien sind Werkzeug-Experten von einer bislang ungekannten Perfektion. Um Maden aus ihren Bohrlöchern zu holen, fertigen die Krähen Stocherspieße mit spitzen oder aufgefaserten Enden an – je nach Art der Maden. Von Palmblättern reißen sie Streifen ab und stellen daraus Angelgeräte mit Widerhaken her – in einfacher Standardausführung oder als hochwertige Luxusmodelle. Selbst eine Art Maschine zum Nüsse knacken geht auf ihr Erfinderkonto.
Jahrelang haben Wissenschaftler versucht, diese technischen Meisterleistungen filmisch fest zu halten. Doch die meisten Bemühungen waren vergeblich. Die schlauen Papageien waren zu scheu und zu schnell. Erst ein simpler Trick brachte jetzt den Durchbruch: Die Vogelforscher versahen einen Baumstamm mit künstlichen Bohrlöchern und packten frische Maden hinein – eine Art Waldrestaurant für Krähen. Die Futterstation fand großen Zuspruch. Dabei führten die Gäste zunächst die Herstellung und dann den Einsatz ihrer raffinierten Essbestecke vor.
Über zwei Jahre sind Volker Arzt, Immanuel Birmelin und ein Kamerateam von Heinz von Matthey zu den Hochburgen der Vogelintelligenz gereist. In Regenwälder und Wüsten, in Universitätsinstitute – und zu Vogelliebhabern. Mit Respekt, Witz und Bewunderung berichten die Autoren von geistigen Glanzleistungen, die man noch vor kurzem ins Reich der Fabel verwiesen hätte. Dabei erweisen sich Vergleichstests mit Schimpansen oder Kindergartenkindern als besonders überraschend und aufschlussreich.
Mit freundlicher Genehmigung: Matthey Film
Fotos: ©Matthey Film