Menschenaffen, Rabenvögel und Papageien zeigen alle in der freien Natur erfinderische Verhaltensweisen. Jedoch ist es unklar, ob diese erfinderische Verhaltensweisen mehr durch kognitive Einsichten oder nur durch einfaches Lernen durch Ausprobieren gestützt werden.
Um diese Fragestellung zu untersuchen, gaben die Neuseeländische Forscher A. Taylor und Mitarbeitern Geradschnabelkrähen (Corvus moneduloides) ein dreistufiges Problem, das sie nur mit Hilfswerkzeugen lösen konnten. Die Wissenschaftler stellten sieben wilde Geradschnabelkrähen vor eine Aufgabe, die nur in mehreren Schritten bewältigt werden konnte: Um an ein Fleischstück in einer Kiste mit Loch heranzukommen, mussten die Krähen einen langen Stock einsetzen.
Dieser befand sich aber in einer Gitterbox und konnte nur mit einem kleineren Stock herausmanövriert werden. Diesen kleinen Stock mussten die Vögel zuvor von einer von der Decke baumelnden Schnur lösen. Diesen kurzen Stock hatten die Wissenschaftler jedoch vor dem Experiment für die Krähen zu einem unattraktiven Objekt gemacht – sie ließen die Krähen mehrmals erfolglos versuchen, mit diesem Werkzeug das Fleischstück zu erreichen. Dennoch benutzten die Krähen beim ersten Versuch die Hilfswerkzeuge in der nötigen Reihenfolge.
Die Wissenschaftler werten dies als Zeichen für kognitive Fähigkeiten, die über ein einfaches Lernen durch Ausprobieren hinausgehen. Sie schließen daraus, dass Krähen komplexe Aufgaben auch in einem neuen Zusammenhang lösen können und dabei abstrakte kausale Zusammenhänge erkennen.
A. H. Taylor, D. Elliffe, G. R. Hunt, and R. D. Gray: Complex cognition and behavioural innovation in New Caledonian crows, Proc R Soc B 2010 0: rspb.2010.0285.